Liniengeschichte der Augsburger Straßenbahnlinie 6

 

Linienführung ab 1934Die Linie 6 wurde am 10.7.1920 auf der Strecke Hauptbahnhof - Hochzoller Brücke eröffnet. Vom Hauptbahnhof führte die Strecke über die Bahnhofstraße zum Königsplatz, von dort weiter über Moritzplatz zum Ulrichsplatz und zur Margarethenstraße. Die Strecke vom Moritzplatz teilte man sich damals noch mit der Linie 4, ab der Remboldstraße ging es dann eingleisig auf der Prinzstraße und dem Alten Heuweg weiter. Etwa in Höhe der heutigen Kirche Don Bosco befand sich eine Ausweichstelle, damals war dort noch keine Bebauung und daher auch keine Haltestelle. Auf der Friedberger Straße ging es dann weiter bis zur Hochzoller Brücke. Hier endete die Straßenbahnlinie 6 von 1920 bis 1934. In der heutigen Straße Am Eiskanal lag ein Stichgleis, auf welchem die Beiwagen der Linie 6 außerhalb der Hauptverkehrszeit abgestellt wurden, da sie dann nicht benötigt wurden. Im Jahr 1931 entfiel die Parallelfahrt der Linien 4 und 6 zwischen Hauptbahnhof und Remboldstraße. Bereits am 16. Oktober 1928 ging die eingleisige Strecke in der Halderstraße mit 0,613 Kilometern in Betrieb und ermöglichte so eine Schleifenfahrt für die Linie 6.

Am 9. Mai 1934 wurde die Verlängerung der Linie 6 bis zur Zugspitzstraße in Betrieb genommen. Der zweite Weltkrieg brachte auf der Strecke der Linie 6 keine größeren Schäden. Nach Kriegsende verkehrte die Linie eine Zeitlang auf dieser Strecke: Wertachbrücke – Frauentorstraße – Hochzoll. Das hatte seinen Grund in der zerstörten Wertachbrücke in Oberhausen, mit dieser Linienführung konnte auch ein Stück der Linie 2 weiter bedient werden.

Bis zum 8. Oktober 1960 verkehrte die Linie 6 dann noch auf ihrer gewohnten Strecke, dann wurde sie zusammen mit der Linie 5 eingestellt. Die Omnibuslinie 36 übernahm die Strecke nach Hochzoll und die Linie 6 war Geschichte. Doch 50 Jahre später ist die Linie zurückgekehrt, und fährt nun fast auf dem alten Linienweg. Lediglich die Strecke zwischen Königsplatz und Gärtnerstraße wird heute über das Rote Tor geführt statt wie früher über die Maximillianstraße. Und der Linienendpunkt ist nun nicht mehr in Hochzoll Mitte, sondern wurde nach Friedberg-West verlegt.

Bereits in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts erkannte man in Augsburg, dass die Stilllegung der Linie 6 ein Fehler gewesen war. Schon damals gab es erste Überlegungen für eine Reaktivierung dieser Linie. Zwar waren längst ab der Gärtnerstraße keine Gleise mehr vorhanden, trotzdem dachte man über eine Wiedereinführung nach. Einen ersten Stadtratsbeschluss für die Linie 6 gab es bereits 1988. Es sollten aber noch viele Jahre vergehen, bis es tatsächlich zu konkreten Plänen über einen Wiederaufbau der Strecke kam. Erst 1998 wurde die Linie im Gesamtverkehrsplan aufgenommen, seit 1999 wurde dann tatsächlich geplant. So sollte die "neue" Linie 6 ursprünglich am Rudolf-Diesel-Gymnasium enden, nicht zuletzt aus Platzgründen entschied man sich dann aber, die Straßenbahn bis nach Friedberg zu verlängern. Über die Trassenführung gab es eine Menge Diskussionen, so wurde auch eine Führung nach Hochzoll-Süd statt nach Friedberg gefordert. Auch nach dem erfolgten Planfeststellungsbeschluss und dem Baubeginn kehrte keine Ruhe ein, nunmehr wurde die Linie 6 von der damaligen Opposition im Stadtrat für den laufenden Wahlkampf instrumentalisiert. Der damalige OB-Kandidat wollte dafür sorgen, dass der Rückbau der Friedberger Straße auf zwei Spuren nicht realisiert würde. Nach seiner Wahl als OB gab es hierzu noch zwei Bürgerversammlungen in Hochzoll, allerdings blieb es dann doch bei den ursprünglichen Plänen.

Baustart für die "neue" Linie 6 war am 25. Juni 2007, einige Tage später erfolgte dann der offizielle Spatenstich. Der Kommunalwahlkampf 2007 hatte bereits begonnen, und es dauerte nicht lange, dann war die Linie 6 Thema heißer Diskussionen.  Im Laufe der Bauzeit gab es aus den unterschiedlichsten Gründen Baustopps und Verzögerungen. Auch flammten immer wieder Diskussionen über die geplanten Veränderungen im ÖPNV im Zuge des Neubaus der Linie 6 auf. Trotzdem war es Ende 2010 endlich soweit, dass die Linie 6 wieder nach Hochzoll fuhr. Ab Oktober erfolgten Testfahrten auf der Strecke, am 12. Dezember wurde dann die Linie 6 feierlich eröffnet. In den ersten Wochen nach der Eröffnung gab es zahlreiche Probleme, die vor allem in noch nicht abgestimmten Ampelschaltungen und der Situation am Königsplatz ihre Ursache hatten. An einigen Tagen verkehrte die Linie 6 gar über ihre alte Stammstrecke in der Maximillianstraße! Inzwischen wurden die meisten Probleme beseitigt, die Linie 6 ist angekommen!

Mit dem Fahrplanwechsel zum 12.12.2021 wurde die Streckenführung im Zuge der Verlängerung der Straßenbahnlinie 3 nach Königsbrunn der Streckenast nach Stadtbergen mit der Linie 6 getauscht. Von nun an verkehrt die Linie 6 von Friedberg über Rotes Tor, Königsplatz, Hauptbahnhof nach Stadtbergen und die Linie 3 endet am Hauptbahnhof. Mit der Eröffnung des Tunnels unter dem Hauptbahnhof 2024 wird die Linie 6 weiterhin über die Viktoriastraße und die Pferseer Unterführung verkehren, da bis dahin der Gleisanschluss vom Westportal des Tunnels an die Rosenaustraße noch nicht fertiggestellt sein wird.

 

Linienweg der Linie 6 ab 2010 (Grafik)

 

Quellennachweis der gezeigten Bilder

 

Liniengrafiken: Walter König

Bild 002, 003: Heinz Landherr

Bild 009, 010: Jürgen Steinbrecher

Bild 011, 012, 013, 014: Walter König

Bild 030, 031, 032, 033: Steffen Münzenberg

Bild 001, 004, 005, 015, 016, 017, 018, 019, 020, 021, 022, 023, 024, 025, 026, 027, 028, 029, 034, 035, 036, 037, 038: Sammlung FdAS

Bild 006, 007, 008: Ludger Kenning