Die Geschichte der Augsburger Straßenbahn

 

Die Pferdebahn und die Dampfbahn

Das 19. Jahrhundert brachte nicht nur in Augsburg gewaltige Veränderungen mit sich, denn überall in Deutschland siedelte sich Industrie in den Städten an und mit der Industrie wuchs auch die Einwohnerzahl der Städte. Die Erfindung der Eisenbahn sorgte für eine bis dahin nie gekannte Mobilität, auch in Augsburg hielt die Eisenbahn im Jahre 1840 ihren Einzug. Der erste Bahnhof in Augsburg ist noch heute erhalten, er ist Teil des Betriebshofs der Augsburger Straßenbahn an der Baumgartnerstraße!

In Berlin wurde bereits 1865 eine Pferdebahn betrieben, andere Städte im deutschen Reich folgten dem Beispiel Berlins und bauten auch Pferdebahnlinien. In Augsburg war man in dieser Zeit auf der Suche nach einer Lösung des Transportproblems für die zahlreichen Arbeiter der Fabriken von ihrem Arbeitsplatz zu deren Wohnquartieren. Droschken konnten sich damals nur die betuchteren Bürger leisten, der größere Teil der Bürger musste seine Wege zu Fuß zurück legen.

PferdebahnlinienDie Unternehmer Charles de Féral und Emil von Pirch aus Metz legten 1877 ein Konzessionsersuchen zum Betrieb von Pferdebahnlinien dem Magistrat von Augsburg vor, welches dort auf offene Ohren traf. Man nahm Verhandlungen über Linienführungen auf und bezog auch die damals selbstständigen Orte Pfersee, Lechhausen, Göggingen und Oberhausen in diese Verhandlungen ein. Bereits 1879 wurden zwischen den Bürgermeistern Fischer und Frisch auf Augsburger Seite und Charles de Féral und Emil von Pirch entsprechende Verträge unterzeichnet, auch die anderen Orte kamen in diesem Jahr zu entsprechenden Verträgen mit den Unternehmern.

König Ludwig II von Bayern erteilte daraufhin im Jahr 1880 eine entsprechende Konzession, nachdem diese auch von der Regierung von Schwaben befürwortet worden war. Zusammen mit Berliner Bankiers als Finanziers gründeten Charles de Féral und Emil von Pirch am 19. November 1880 die Augsburger Trambahn AG, welche über ein Grundkapital von 1,25 Millionen Mark verfügte.

Im April 1881 begann man mit dem Gleisbau für die verschiedenen Pferdebahnlinien. Schon einige Wochen später, am 8. Mai 1881, konnte die erste Linie in Betrieb genommen werden. Diese führte vom Perlach über Philippine-Welser-Staße, Annastraße und Königsplatz zum Hauptbahnhof. Am 1. Juni 1881 folgte dann die Linie Drentwettstraße - Wertachbrucker Tor - Perlach - Königsplatz - Göggingen. Drei Tage später, am 4. Juni 1881, folgte eine Linie vom Perlach nach St. Ulrich. Auch Lechhausen bekam einen Pferdebahnanschluß, am 9. Juli 1881 wurde die Linie Metzgplatz - Jakoberstraße - Lechhauser Straße eröffnet.

Die beiden Unternehmer Charles de Féral und Emil von Pirch verloren keine Zeit, wie man sieht, und bereits am 1. Oktober 1881 folgten noch zwei weitere Linieneröffnungen. Pferdebahnwagen 30 Baujahr 1881 am Wertachbrucker Tor um 1885Dies war zum einen die Linie St. Ulrich - Hallstraße - Fuggerstraße - Frölichstraße - Pferseer Straße, zum zweiten die Linie Windgasse - Klinkertorstraße - Hauptbahnhof. Alle Linien waren in sogenannter Regelspur mit 1435 mm gebaut worden, alle Strecken waren eingleisig. Wer mit der Bahn fahren wollte, der musste das durch winken anzeigen, Haltestellen gab es damals noch keine.

 

Im Sommer verkehrte die Pferdebahn täglich von 6 Uhr bis 21 Uhr, im Winter wurde die Betriebszeit um zwei Stunden verkürzt, die Pferdebahn verkehrte dann nur von 7 Uhr bis 20 Uhr. 99 Pferde hielt man für den Betrieb vor, welcher eine Betriebslänge von 16,437 Kilometern hatte. 69 Mitarbeiter sorgten dafür, dass die Pferdebahn auch fuhr. Die Wagen selbst fuhren alle 16 Minuten, die Strecke zum Bahnhof wurde alle 8 Minuten bedient.

 

Wie sich schnell zeigte, wurden einige Linien von den Augsburgern gut angenommen, andere Linien hingegen erwiesen sich als Flop. Bereits am 1. Dezember 1881 wurden deshalb einige Strecken wieder stillgelegt, die Betriebslänge verringerte sich dadurch auf 12,3 Kilometer. Trotz der erfolgten Streckenstilllegungen gelang es nicht, die unbefriedigende Ertragslage zu verbessern. Pferdebahnwagen 35 auf der MaximillianstraßeAlso sann man bei der Trambahn AG nach, mit welchen Maßnahmen man bessere Erträge erwirtschaften könnte. Zur damaligen Zeit fuhren in anderen Städten des deutschen Reichs bereits Dampfstraßenbahnen, unter anderem auch in der Nachbarstadt München. Im Jahr 1884 erwog man deshalb, auch in Augsburg eine Dampfstraßenbahn einzuführen und begann mit Sondierungsgesprächen. Augsburg war zu jener Zeit Garnisonsstadt und das hier stationierte 4. Feldartellerieregiment fürchtete, dass durch den Betrieb der Dampfstraßenbahn die Pferde scheuen würden. Doch das waren nicht die einzigen Gegner einer Dampfstraßenbahn, auch aus der Bürgerschaft wurden Proteste laut. Man befürchtete hier eine starke Belästigung durch den mit dem Betrieb verbundenen Lärm, Ruß und Rauch. Die Trambahn AG erhoffte sich durch die höhere Geschwindigkeit der Dampfstraßenbahn aber Personaleinsparungen und damit verbunden natürlich auch eine bessere Rendite.

Nach längerer Diskussion genehmigte schließlich die Königlich Bayerische Staatsregierung am 14. Juni 1886 einen Probebetrieb auf der Strecke nach Göggingen. Mit drei angemieteten Tramwaylokomotiven von der Firma Krauss in München wurde der Betrieb am 12. September 1886 aufgenommen. Prompt wurde der Protest in der Bürgerschaft lauter, die Augsburger lehnten die Dampfstraßenbahn rundweg ab. Wenn man sich dieses Video betrachtet, dann wird der Protest durchaus verständlich.

Mit Ende des Mietvertrags für die Lokomotiven am 15. Juni 1887 endete auch der Betrieb der Dampfstraßenbahn in Augsburg. Der Magistrat verlängerte wegen der Bürgerproteste den weiteren Betrieb nicht mehr. Da die Herren Charles de Féral und Emil von Pirch den Betrieb als zu wenig lohnend sahen, verkauften sie ihn am 1. Juli 1891 an die Firma Schmidt & Co. Diese beschaffte sich neue Wagen, verbesserte das Fahrplanangebot und erhoffte sich dadurch eine gute Rendite. Die Augsburger benutzten die Pferdebahn aber nicht in dem vom Unternehmer gewünschten Maße, pro Jahr nutzten nur zwischen 1,5 und 1,9 Millionen die Pferdebahn. Daher wurde der Betrieb bald wieder eingeschränkt. Im Jahr 1895 wurde die Pferdebahn dann an die Firma Schuckert & Co verkauft, welche die Pferdebahn bis zu ihrer Einstellung 1898 bzw. Umstellung auf elektrischen Betrieb weiter führte. Über die weitere Entwicklung der Trambahn AG berichtet der Artikel von der Privatbahn zur städtischen Straßenbahn

 

 

>> Von der Privatbahn zur städtischen Straßenbahn

 

Quellennachweis der gezeigten Bilder

 

Bilder: Sammlung FdAS

Grafiken: Walter König