Die Geschichte der Augsburger Straßenbahn
Zu neuen und alten Zielen
Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts setzte in ganz Europa eine Entwicklung ein, welche die Straßenbahn wieder als kostengünstiges und unverzichtbares Verkehrsmittel in Großstädten und Ballungsräumen ansah. Hatte man in den 60er und 70er Jahren noch die U-Bahn als Lösung der Verkehrsprobleme angesehen, so wurde doch bald klar, dass ein flächendeckendes Netz für die meisten Städte unbezahlbar war. Die Straßenbahn hingegen kostete einen Bruchteil der Summe gegenüber dem Bau einer U-Bahn, und so begann man zuerst in Frankreich, die einst abgeschafften Straßenbahnnetze wieder in den Städten aufzubauen. Als Beispiel sei hier Straßburg genannt, welches 1960 seine Straßenbahn abgeschafft hatte, im Jahr 1994 wurde dann die erste Linie wieder in Betrieb genommen.
Auch in Augsburg begann man Anfang der 90er Jahre, neue Linien zu planen und zu bauen. Jahrzehntelang kam bekanntlich kein einziger Meter Schiene hinzu, das sollte sich nun ändern. Konkret in die Planung ging unter anderem auch eine neue Straßenbahnlinie nach Haunstetten, welche die neu erbaute Universität und das Messegelände erschliessen sollte. Im Vorfeld gab es einige Diskussionen über den geplanten Trassenverlauf, so wurde eine Trasse angeregt, welche am Anfang eine Strecke der früheren Linie 3 wieder benutzt hätte, um dann über die Firnhaberstraße Messe und Universität zu erschließen. Letztlich entschied man sich aber dann anders, die neue Straßenbahnlinie wurde ab Schertlinstraße auf einem eigenen Bahnkörper trassiert und bis zur Inninger Straße in Haunstetten gebaut. Dort legte man eine Wendeschleife an, gleichzeitig wurde auch die Voraussetzung dafür geschaffen, die Strecke nach Königsbrunn zu erweitern. Die ist aber bisher noch nicht einmal in einem Planfeststellungsverfahren, daher wird die Verlängerung wohl auch noch einige Jahre auf sich warten lassen.
An 27.April 1996 erfolgte dann die Eröffnung der neuen Straßenbahnlinie 3, welche sich sofort regen Zuspruchs erfreuen konnte. Die Omnibuslinie 44, welche Vorläufer der Linie 3 war, wurde eingestellt. Ihr Linienweg war in großen Teilen identisch mit der Trasse der Linie 3, nur in Haunstetten fuhr sie ab Hofackerstraße über Marienburger Straße zur Inninger Straße. Und im Hochfeld fuhr der 44er auch wie die Linie 36/41 über die Hochfeldstraße. Gebaut wurde zudem eine Stichstrecke zur Messe, welche am 11.1.1997 in Betrieb genommen wurde und die zu Messezeiten von der Linie 9 befahren wird.
Der Neubau der Linie 3 in den 90er Jahren bildete aber nicht den Auftakt für die Linienerweiterungen, zuvor erfolgte bereits eine lange geforderte Verlängerung der Linie 1 von ihrem damaligen Endpunkt an der Wagenhalle in Lechhausen zum neuen Ostfriedhof. Hierzu erhielt die Linie 1 in der Blücherstraße und der Zugspitzstraße einen eigenen Bahnkörper. Die auf diesem Abschnitt verkehrende Omnibuslinie 29 wurde ersatzlos gestrichen, ab dem neuen Ostfriedhof wurde eine neue Buslinie 31 als Zubringer für Hochzoll-Nord eingesetzt.
Eine wesentliche Verbesserung für die Fahrgäste der Straßenbahn erfolgte bereits am 1. September 1990 mit der Einführung des Fünfminutentaktes. Seitdem fahren alle Straßenbahnlinien von Montag bis Freitag in diesem Takt, Ausnahme sind die Ferienzeiten. Diese wesentliche Angebotsverbesserung brachte einen deutlichen Zuwachs bei den Fahrgastzahlen, weshalb die Stadtwerke im Frühjahr 1991 aus Stuttgart 40 GT4 übernahmen, welche in Augsburg in Doppeltraktion eingesetzt wurden.
Im Jahr 1982 wurde das Klinikum in Augsburg eröffnet, schon damals sollte eine Verlängerung der Linie 2 von Kriegshaber zum Klinikum erfolgen. Es dauerte dann allerdings fast 20 Jahre bis zur Realisierung dieser Pläne. Am 29.11.2001 konnte dann endlich die Verlängerung von der bisherigen Endstelle bei der Wagenhalle Kriegshaber zum Park & Rideplatz Augsburg West in Betrieb genommen werden.
Eine weitere Verlängerung konnte bereits einige Monate vor der Verlängerung zum Klinikum in Betrieb genommen werden. Hier betraf es die Linie 4, diese wurde ab Bärenwirt bis zur Stadtgrenze verlängert. Am 8.Juni 2001 war die Einweihung der Streckenerweiterung, die bisherige Wendeschleife in Oberhausen wurde aufgelassen. Sie dient seitdem als Wendemöglichkeit bei Betriebsstörungen oder Sonderfahrten.
Zwischen 1995 und 2001 wurde auch der Betriebshof an der Baumgartner Straße völlig umgebaut und die Abstellkapazität dort deutlich erhöht. Da dies unter laufendem Betrieb geschah reaktivierte man den ehemaligen Betriebshof am Senkelbach und stellte dort die Fahrzeuge der Linie 2 unter.
Im Jahr 2002 gab es bei den Kommunalwahlen einen Machtwechsel im Augsburger Rathaus. Der sogenannte Regenbogen begann schon bald, das Projekt Mobilitätsdrehscheibe zu entwickeln. Einzelprojekte waren hierbei die Wiederinbetriebnahme der Linie 6, der Bau einer neuen Linie 5, die Untertunnelung des Hauptbahnhofes sowie die Verlängerung der Linie 1 nach Hochzoll. Damit die einzelnen Maßnahmen festgeschrieben wurden verabschiedete der Stadtrat im Jahr 2006 den Nahverkehrsplan, zudem ging die Linie 6 in die Planfeststellung. Hier gab es teils erbitterte Widerstände gegen die Führung auf der früheren Trasse, trotzdem wurde die Planung von der Aufsichtsbehörde genehmigt.
>> Mobilitätsdrehscheibe Augsburg
Quellennachweis der gezeigten Bilder
Bilder: Walter König, Heinz Landherr, Jürgen Steinbrecher