Die Siebentischschleife

 

Triebwagen 160 und Beiwagen 212 in der Siebentischschleife

 

Diese Schleife ist längst Vergangenheit in der Augsburger Straßenbahngeschichte, man findet heute auch kaum noch Spuren von ihr. In Betrieb ging die Schleife am 19.8.1920 im Zug der Verlängerung der Linie 4. Der Abzweig zum Siebentischwald erfolgte in Höhe der heutigen Gaststätte Nagelschmiede und führte in eingleisiger Seitenlage südlich der Ilsungstraße zum Siebentischwald. Am Waldrand lag die Schleife Siebentisch, in welcher die Straßenbahnzüge ohne umzusetzen wenden konnten.

Aus heutiger Sicht mag sich mancher fragen, warum man denn gerade dort eine Wendeschleife gebaut hat, wohingegen auf den meisten Linien an den Endstellen noch mühsam die Wagen umgesetzt werden mussten. In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts waren die Menschen noch weit mehr als heute auf die Straßenbahn als Transportmittel angewiesen, ein eigenes Auto oder Motorrad nannten damals nur sehr wenige Menschen ihr eigen. Dort, wo heute an der Haunstetter Straße Siemens zu finden ist, war früher der Fußballplatz von Schwaben Augsburg. Bei Fußballspielen brachte die Straßenbahn die Zuschauermassen zum Schwabenplatz und konnte dann in der Schleife Siebentisch schnell wenden, um zurück zur Stadt zu fahren. Auch konnten in der Schleife Fahrzeuge Aufstellung nehmen, um bei Ende des Spiels die Leute wieder in die Stadt zu bringen.

Nahe der Schleife Siebentisch befand sich damals die gleichnamige Gaststätte im Siebentischwald, welche ein gern besuchtes Ziel an den Wochenenden war. Auch die Gaststätte Siebentisch ist leider längst Geschichte. Die Straßenbahn brachte die Ausflügler aus der Stadt und wieder in die Stadt. Die Schleife Siebentisch wurde bis 1939 befahren, der Beginn des 2. Weltkrieges bedeutete die betriebliche Stilllegung der Strecke. Nach dem Krieg wurde das Schienenmaterial zur Instandsetzung von Kriegsschäden in der Kernstadt verwendet, die Stichstrecke mit Schleife Siebentisch war Geschichte. Allerdings lagen in der Haunstetter Straße bis in die 1960er Jahre noch Gleisreste dieser Strecke. Befahren wurde die Strecke von den Linien 3 und 4.

 

Triebwagen 119 in der Ilsungstraße

 

Quellennachweis der gezeigten Bilder

 

Bild oben: Sammlung FdAS

Bild unten: Peter Büttner