Liniengeschichte der Augsburger Straßenbahnlinie 4

 

 Strecke der Linie 4 im Jahr 1898Die Linie 4 hat im Laufe ihres Bestehens mehrmals sowohl den Linienweg wie auch die Endhaltestelle gewechselt. Mit der Einführung des elektrischen Betriebs und der Umstellung auf die Meterspur wurde eine Linie vom heutigen Rathausplatz bis zur Haunstetter Straße eingerichtet, welche nach Einführung des Nummernschemas im Jahr 1913 die Liniennummer 4 bekam. Diese Linie verkehrte ab Perlach über Moritzplatz und Maximillianstraße zur Heilig-Grab-Gasse, weiter ging es über Predigerberg, Bäckergasse, Spitalgasse, Rotes Tor zur Haunstetter Straße.

Ab 1905 verlegte man die Endhaltestelle vom Ludwigsplatz zum Hauptbahnhof. Im Jahr 1916 wurde in der Maximillianstraße und am Milchberg ein neues Streckenstück gebaut, auf welchem die Linie 4 nun fuhr. Die Verbindung Grabgasse, Predigerberg und Bäckergasse wurde stillgelegt und abgebaut. Eine weitere Verlängerung der Linie 4 erfolgte 1920 vom Protestantischen Friedhof zum Zollhaus, diese Haltestelle heißt heute Siemens. Vom Zollhaus ging auch noch eine Ausflugslinie zum Stempflesee im Siebentischwald entlang der Ilsungstraße, dort gab es sogar eine Wendeschleife!

Am 23.2.1920 wurde der Neubau Victoriastraße - Frölichstraße – Klinkertor für die Linie 4 eröffnet, allerdings verkehrte die Linie 4 dann nur zwei Jahre auf dieser Strecke. Im Juli 1922 wurde die Strecke vom Zollhaus bis Epple und Buxbaum verlängert, diese Haltestelle heißt heute Beim dürren Ast. Bereits am 9. Oktober 1922 wurde der Betrieb zwischen Klinkertor und Hauptbahnhof wieder stillgelegt. Von diesem Tag an verkehrte die Linie 4 bis zum 9. November 1925 auf der verkürzten Strecke Perlach - Epple & Buxbaum. Dann wurde von ihr wieder der Hauptbahnhof als Endhaltestelle angefahren. Dies wurde bis 1931 auch nicht mehr geändert. Das Jahr 1927 brachte eine weitere Verlängerung, nun wurde die Straßenbahn bis in den Ortskern von Haunstetten verlängert. Die Linie 4 verkehrte nun vom Hauptbahnhof über Königsplatz, Moritzplatz zum Roten Tor und von dort weiter bis nach Haunstetten zum Georg-Käß-Platz.

In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ging die damalige Wirtschaftskrise nicht spurlos an der Augsburger Straßenbahn vorbei. Auch die Linie 4 bekam die Auswirkungen der Krise unmittelbar zu spüren. So wurde das Fahrtangebot mehrfach reduziert, auch wurden einige Streckenabschnitte zeitweise von anderen Linien bedient. Die Endhaltestellen waren mal wieder am Bahnhof, dann wieder am Stadttheater. Es würde den Rahmen dieser Liniengeschichte sprengen, wollte man alle Veränderungen in dieser Zeit einzeln nennen.

In dieser Zeit fuhren die Fußballfans mit der Linie 4 zum Schwabenplatz. Die Wirtschaftskrise in den 30er Jahren brachte lange nicht so viele Probleme für die Linie 4 wie der zweite Weltkrieg. Auf dem Weg der Linie lagen zwei Werke des Flugzeugbauers Messerschmitt und der Augsburger Flugplatz, welche immer wieder Ziel von Bombenangriffen durch die Alliierten waren. Dadurch war auch der Betrieb der Linie 4 auch immer wieder nachhaltig gestört. Nach der Bombennacht am 25./26. Februar 1944 war auch auf der Linie 4 kein voller Linienbetrieb mehr möglich. Erst nach Kriegsende konnte nach und nach der volle Linienbetrieb wieder aufgenommen werden.

Zu Beginn des Krieges wurde der Bau einer Wendeschleife über die Holbeinstraße, Schaezlerstraße und alten Einlass am 25. November 1939 fertig gestellt. Und die bisherige Stumpfendstelle in der Hirblinger Straße in Oberhausen wurde 1940 durch den Neubau einer Gleisschleife über die Mennwarthstraße ersetzt. Trotz des Krieges baute man auch eine Gleisschleife in Haunstetten an der Protestantischen Kirche, diese ging dann am 15. Januar 1942 in Betrieb.

Nach Ende des zweiten Weltkriegs ging die Linie 4 im Juni 1945 wieder in Betrieb, und zwar auf den Abschnitten Oberhausen – Wertachbrücke und Wertachbrücke – Haunstetten. Erst nach Wiederaufbau der Oberhausener Wertachbrücke war wieder ein durchgehender Betrieb möglich. Die nächste Zäsur bei der Linie 4 erfolgte dann am 26.Juni 1955. Da wurde die Linie in Haunstetten vom Georg-Käß-Platz (Ortsmitte) zur Protestantischen Kirche verkürzt.

Das blieb dann für die nächsten 46 Jahre die letzte große Veränderung bei der Linie 4. Allerdings war diese Linie auch die Erste, auf welcher die Großraumzüge zum Einsatz kamen. Das lag nicht zuletzt auch daran, dass die Linie 4 als damals einzige Straßenbahnlinie in Augsburg an beiden Endstellen Wendeschleifen hatte. Zudem hatte sie weitere Wendemöglichkeiten in den Schleifen Schertlinstraße, Theodor-Heuss-Platz und am Justizgebäude. Bei eventuellen Betriebsstörungen konnte dann zumindest auf Teilbereichen weiter gefahren werden.

In den 70er Jahren wurde der bis dahin in der Straßenmitte der Haunstetter Straße und Eserwallstraße liegende Gleiskörper in Seitenlage und vom Individualverkehr abgetrennt gebracht, was speziell bei der Haunstetter Unterführung zu einer wesentlichen Verbesserung der Verkehrssicherheit führte. Auch in der Adenauerallee erhielt die Linie 4 einen eigenen Bahnkörper, ebenso in der Fuggerstraße. Damit war sie quasi von Haunstetten bis zum Stadttheater stadtbahnmäßig ausgebaut.

Im Jahr 2001 erfuhr die Linie 4 endlich eine Verlängerung ihrer Stammstrecke. Von der Haltestelle Bärenwirt aus baute man eine Verlängerung bis zur Stadtgrenze Gersthofen, hierzu wurde der komplette Straßenbereich der Donauwörther Straße neu gestaltet. In Straßenmitte legte man den eigenen Bahnkörper für die Straßenbahn, die Endhaltestelle wurde mit einer Wendeschleife und einem Überholgleis versehen. Am 8. Juni 2001 war die Eröffnung der Verlängerungsstrecke, gleichzeitig wurde die bisherige Schlrife in der Mennwarthstraße aufgelassen. Sie wird seitdem nur noch bei Betriebsstörungen und bei Sonderfahrten benutzt.

Am 10. Dezember 2006 tauschte die Linie 4 mit der Linie 2 die Endstelle. Grund hierfür war die Brechung der Gersthofer Linien in Augsburg Nord. Der Vertrag mit Augsburg verpflichtete zu einer Führung der Straßenbahn zum Hauptbahnhof. Somit fuhr die Linie 4 wie auch schon vor 101 Jahren wieder den Bahnhof an. Diese Maßnahme stieß auf ein geteiltes Echo bei den Augsburger Fahrgästen, inzwischen hat man sich aber offensichtlich mit der neuen Linienführung abgefunden. Eine geplante Verlängerung der Linie 4 nach Haunstetten Süd wurde vor einigen Jahren wieder in der Schublade gelassen nachdem es in Haunstetten Widerstand dagegen gab. Einstweilen ist die Linie 4 die kürzeste Stammlinie in Augsburg, aber das muss kein Dauerzustand bleiben...

 

Linienweg der Linie 4 von 1910 bis 1927 (Grafik)

Linienweg der Linie 4 von 1927 bis 1954 (Grafik)

Linienweg der Linie 4 von 1954 bis 2001 (Grafik)

Linienweg der Linie 4 von 2001 bis 2006 (Grafik)

Linienweg der Linie 4 ab 2006 (Grafik)

 

Quellennachweis der gezeigten Bilder

 

Liniengrafiken: Walter König

Bild 001: Horst Völkel

Bild 002, 003, 004, 005, 007, 009: Heinz Landherr

Bild 006: Helmut Fuchs

Bild 008: Alexander Wilschauer

Bild 010, 011: Hubert G. Königer

Bild 012, 014, 015, 016, 017, 018, 019, 020, 021, 022, 023, 024, 025, 026, 028, 029, 030, 031, 032, 033, 034, 035, 036, 037, 038, 039, 040, 041, 042, 043, 044: Sammlung FdAS

Bild 013, 027: Walter König