Liniengeschichte der Augsburger Straßenbahnlinie 2

 

Linienverlauf 1881Die Linie 2 gehört zu den ältesten Augsburger Straßenbahnlinien. Bereits ab 16. Mai 1881 fuhr eine Pferdebahn vom Wertachbrucker Tor nach Göggingen, am 1. Juni 1881 befuhr die Pferdebahn dann die Strecke Drentwettstraße – Wertachstraße – Perlach – Annastraße – Königsplatz – Göggingen. Damals verwendete man noch kein Nummernschema für die einzelnen Linien, auch Haltestellen gab es noch nicht, die Bahnen hielten auf Zuruf! Ab 12. September 1886 wurde versuchsweise auf der Strecke vom Königsplatz nach Göggingen eine Dampfstraßenbahn eingesetzt. Diese stieß jedoch auf heftigen Widerstand bei der Bevölkerung, da diese die Lärmbelästigung und den Rauch als nicht hinnehmbar ansah. So endete am 15. Juni 1887 der Probebetrieb und bis zum Jahr 1898 fuhren in Augsburg nur noch Pferdebahnen. Aber bereits ab 1897 traf man Vorbereitungen für den künftigen Betrieb einer elektrischen Straßenbahn. So wurde an der Strecke der Linie 2 am Senkelbach ein Kraftwerk für die Stromerzeugung und eine Wagenhalle für die Fahrzeuge gebaut. Bereits am 11. Juni 1898 konnte der elektrische Fahrbetrieb auf der Linie 2 aufgenommen werden. Die Strecke war eingleisig mit Ausweichen angelegt und hatte ihre Endpunkte in der Drentwettstraße in Oberhausen und am Rathaus in Göggingen.

Bereits am 16. Januar 1901 gab es eine erste Veränderung bei der Linie 2. Von der Wertachbrücke wurde ein Gleis zum Oberhausener Bahnhof gelegt, an welchem dann die neue Endstelle der Linie 2 war. Bis zum 23.11.1903 setzte man noch einen Pendelwagen zur alten Endstation an der Drentwettstraße ein, dann wurde der Betrieb dorthin eingestellt.

Im Jahr 1905 änderte sich die innerstädtische Führung der Straßenbahnlinien, nachdem man mit dem Abriss einiger Häuser am Königsplatz den Durchbruch für die heutige Bürgermeister-Fischer-Straße geschaffen hatte. Nunmehr verkehrte auch die Linie 2 nicht mehr über die Philippine-Welser- und Annastraße, sondern fuhr über den Moritzplatz zum Königsplatz. Eine wesentliche Verlängerung bekam die Linie 2 am 1. Juni 1910, als sie vom Oberhauser Bahnhof nach Kriegshaber verlängert wurde.

Die Linie 2 hatte nun eine Streckenlänge von 8,1 Kilometern. Wie alle Strecken war auch diese Verlängerung eingleisig mit Ausweichen angelegt. Dieser Zustand blieb nach St. Thaddäus über 80 Jahre so bestehen, erst dann wurde die Ulmer Straße zweigleisig ausgebaut! 1910 wurde auch eine neue Beiwagenhalle in Kriegshaber gebaut, und am 30. Mai 1914 wurde die Linie 2 dann aus der Georgenstraße genommen und in die neu gebaute Thommstraße verlegt. Damit war der Streckenbau der Linie 2 für viele Jahre beendet.

Die Wirtschaftskrise brachte auch auf der Linie 2 einige Einschränkungen mit sich. So wurde ab 19. November 1932 wurde das Fahrtenangebot auf der Linie 2 eingeschränkt und gleichzeitig die Linie 7 zur Verstärkung der Linie 2 zwischen Bahnhof Oberhausen und Villa Afra eingerichtet. Am 25. Februar 1935 wurde diese Linie sogar bis Kriegshaber verlängert. Diese Regelung blieb bis zum Kriegsbeginn 1939 bestehen, in den folgenden Kriegsjahren musste auch die Linie 2 hohe Personenbeförderungsleistungen erbringen.

Am Ende des 2. Weltkriege war das Augsburger Straßenbahnnetz in mehrere Teile zerissen, auch für die Linie 2 war vorerst ein durchgängiger Betrieb nicht mehr möglich. So verkehrte sie nach Kriegsende vorerst nur zwischen Stadtgarten und Göggingen, sowie zwischen Kriegshaber und Wertachbrücke. Der Grund hierfür lag in den Zerstörungen der Wertachbrücke und der Gögginger Eisenbahnbrücke. Die Innenstadtstrecke wurde von der Linie 6 bedient. Erst im Herbst 1945 konnte nach Instandsetzung der genannten Brücken wieder ein durchgängiger Verkehr auf der Linie 2 angeboten werden. Im Jahr 1946 stellte man Überlegungen an, die Linie 2 nach Göggingen auf O-Busbetrieb umzustellen, allerdings wurden diese Überlegungen nicht fortgesetzt oder gar umgesetzt. Ab 1947 erhielt die Linie 2 nochmals die Linie 7 zur Verstärkung auf der Teilstrecke zwischen Wertachbrücke und Stadtgarten. 1958 baute man in Göggingen eine Wendeschleife über die Hessingstraße und Wellenburger Straße, die alte Endstelle Rathaus entfiel damit. Nunmehr musste in Göggingen auch nicht mehr umgesetzt werden, was die Arbeit des Fahrpersonals doch sehr erleichterte. An der anderen Endstelle in Kriegshaber änderte sich allerdings erst im Jahr 1967 mit dem Einbau eines Gleisdreiecks etwas, hier blieb dem Fahrpersonal die Arbeit mit dem umsetzen nicht erspart. Durch die Wendeschleife in Göggingen wuchs die Linie 2 auf 8,388 Kilometer Linienlänge.

Die Linie 2 fuhr nach dem 2. Weltkrieg am längsten von allen Augsburger Straßenbahnlinien mit Altwagen. Bis in die 1970er Jahre hinein konnte man den Flair der 30er Jahre auf dieser Linie erleben. Während auf den anderen Straßenbahnlinien längst Großraumwagen und Gelenktriebwagen die Fahrleistungen erbrachten, konnte man auf der Linie 2 immer noch mit KSW oder Schwendwagen fahren. In der Hauptverkehrszeit waren Dreiwagenzüge nichts ungewöhnliches, erst mit der Beschaffung der GT8 waren dann auch auf der Linie 2 diese Fahrzeugeinsätze Geschichte. Geschichte ist auch das Gleisdreieck am PSV-Platz, welches einst zu der Befürchtung führte, dass nur noch jeder zweite Wagen nach Göggingen fahre.

Eine wesentliche Veränderung ihres Linienweges erfuhr die Linie 2 zum 1. Januar 1983. An diesem Tag tauschte sie ihre Endstation in Göggingen mit der Endstation der Linie 1 in Stadtbergen. Diesen Linienweg behielt sie bis zum 31. Juli 1997. Danach fuhr sie nur noch zum Hauptbahnhof, die Strecke nach Stadtbergen übernahm nun die 1996 neu eröffnete Linie 3. Nach Westen hin wurde jahrelang an einer Verlängerung zum 1982 eröffneten Zentralklinikum herum geplant, diverse Trassen wurden vorgeschlagen und wieder verworfen. 

Am 29. November 2001 war es dann endlich soweit, dass die Verlängerung von Kriegshaber zum P&R Platz Augsburg West in Betrieb gehen konnte. Damit entfiel dann auch das wenden über das Gleisdreieck in Kriegshaber, welches allerdings erhalten blieb. Einige Jahre blieb nun die Streckenführung unverändert, bevor es 2007 wiederum zu einem Tausch der Endstation kam. Diesmal traf es die Linie 4, deren Südast nach Haunstetten seitdem von der Linie 2 bedient wird, während die Linie 4 nunmehr am Hauptbahnhof endet.

 

Linienweg der Linie 2 von 1910 bis 1983 (Grafik)

Linienweg der Linie 2 von 1983 bis 1997 (Grafik)

Linienweg der Linie 2 von 1997 bis 2001 (Grafik)

Linienweg der Linie 2 von 2001 bis 2007 (Grafik)

Linienweg der Linie 2 ab 2007 (Grafik)

Quellennachweis der gezeigten Bilder

 

Liniengrafiken: Walter König

Bild 001, 004: Horst Völkel

Bild 014, 069, 077, 078, 087, 088: Walter König

Bild 015, 016, 017, 018, 019, 020, 021, 022, 023, 024, 025, 026, 027, 028, 029, 030: Rüdiger Frey

Bild 042: Armin Kamm

Bild 073, 074, 075, 076: Steffen Münzenberg

Bild 002, 003, 011, 012, 013, 031, 032, 033, 034, 035, 036, 037, 038, 039, 040, 041, 043, 044, 045, 046, 047, 048, 049, 050, 051, 052, 053, 054, 055, 056, 057, 058, 059, 060, 061, 062, 063, 064, 065, 066, 067, 068, 070, 071, 072, 083, 084, 085, 086: Sammlung FdAS

Bild 005, 006, 007, 009: Heinz Landherr

Bild 008, 010: Jürgen Steinbrecher

Bild 079, 080, 081, 082: Ludger Kenning