Liniengeschichte der Augsburger Straßenbahnlinie 1
Die Linie 1 gehört mit zu den ältesten Augsburger Straßenbahnlinien, denn bereits ab 9. Juni 1881 fuhr eine Pferdebahn vom Metzgplatz nach Lechhausen. Diese Strecke hatte wegen des steilen Perlachbergs keine Verbindung zum restlichen Straßenbahnnetz. Aus diesem Grund erhielt diese Linie auch einen eigenen Wagenschuppen in der oberen Lechdammstraße.
Dieser Inselbetrieb blieb bis zur Einführung der elektrischen Straßenbahn bestehen. Erst ab dem 11. Juni 1898 war die Lechhauser Strecke auch vom übrigen Netz erreichbar. Ab diesem Tag verkehrte zwischen Perlach und Lechhausen die elektrische Straßenbahn. Nachdem im übrigen Netz alle Umspurungsarbeiten sowie die Elektrifizierungsarbeiten durchgeführt waren, konnte am 1. September 1898 die Linie erweitert werden. Sie fuhr nunmehr auf der Strecke Lechhausen (Schlößle) – Perlach – Königsplatz – Pfersee (Eberlestraße), die Linienlänge betrug 5,17 km, die Signalfarbe der Linie war weiß.
Die größte Steigung musste am Perlachberg mit 10,4 % überwunden werden, was aber die Wagen der ersten Bauserie ohne größere Probleme schafften. Die Strecke selbst war eingleisig mit Ausweichen angelegt. Der Wagenschuppen in der oberen Lechdammstraße wurde im Jahr 1903 stillgelegt. Im Jahr 1905 änderte sich die Streckenführung leicht, statt durch die Anna- und Philippine-Welser-Straße nahm die Trambahn nun ihren Weg durch die Maximillian- und heutige Bürgermeister-Fischer-Straße.
Das nebenstehende Bild zeigt die Situation am Fuß des Perlachbergs bei der Stadtmetzg, an welchem sich offensichtlich eine Haltestelle befand. Die Straßenbahn fuhr - im Gegensatz zu heute - damals auch den Perlachberg hoch. Die innerstädtische Führung der Straßenbahnlinie ab dem Jahr 1905, nachdem man mit dem Abriss einiger Häuser am Königsplatz den Durchbruch für die heutige Bürgermeister-Fischer-Straße geschaffen hatte, blieb seither nahezu unverändert. Die erste wesentliche Änderung beim Linienweg gab es am 26.September 1908, an diesem Tag wurde die Linienführung durch die heutige Sieglindenstraße aufgegeben. Statt desssen fuhr die Straßenbahn nun durch die neu gebaute Eisenbahnunterführung hinter dem Bahnhof nach Pfersee. Am 1. September 1909 wurde die Strecke in Pfersse um 600 Meter zur Leitershofer Straße verlängert. Eine weitere Verlängerung von der Leitershofer Straße zum Westfriedhof erfolgte im März 1916. Ab dem Jahr 1918 erfolgte die Führung der Linie 1 stadteinwärts über den Schmidberg. Die Linienlänge betrug nun 6,1 Kilometer.
Das rechte Bild zeigt die Situation bei der Barfüßerbrücke, man erkennt das Gleis , welches aus Richtung Perlachberg kommt. Der Straßenbahnzug wird gleich in Richtung Mittlerer Graben abbiegen, um von dort zum Schmiedberg zu gelangen. Dieses Gleis gibt es trotz veränderter Linienführung nach dem 2. Weltkrieg auch heute noch! Die nächste Änderung in der Streckenführung gab es dann erst wieder im Jahr 1926. Hier verlegte man die stadteinwärtige Führung von der Stadtberger Straße in die Fröbelstraße. Am anderen Ende der Linie verlängerte man die Strecke am 4. Januar 1927 vom Schlößle bis zur Stätzlinger Straße. Im Jahr 1930 wurde die heute noch stehende Wagenhalle in Lechhausen gebaut und die Strecke um 126 Meter dorthin verlängert. Die Linie 1 hatte nunmehr eine Länge von 6,7 Kilometern. Die Straßenbahnen fuhren bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs alle 5 ½ Minuten
Durch die Bombardierungen von Augsburg im 2. Weltkrieg wurde auch die Pferseer Eisenbahnunterführung beschädigt, sodass am Ende des Krieges auf der Linie 1 nur noch ein eingeschränkter Betrieb möglich war. Ein Streckenast führte von Lechhausen (Marktplatz) über den Hauptbahnhof zur Frölichstraße und der andere Streckenast führte von der Rosenaustraße zum Westfriedhof. Im Herbst 1945 konnte zumindest wieder bis zur Wagenhalle in Lechhausen gefahren werden, wohingegen die Pferseer Eisenbahnunterführung erst wieder ab Herbst 1946 befahren werden konnte. Im Jahr 1947 erfolgte dann die Neutrassierung der Linie 1 stadteinwärts durch die neu gebaute Pilgerhausstraße, im gleichen Jahr verlängerte man die Linie 1 auch nach Stadtbergen. Am 21. Dezember 1947 wurde diese Verlängerung in Betrieb genommen. Seither ist diese Endstation zuerst von der Linie 1 bedient worden, danach von 1983 bis 1997 von der Linie 2 und seit 1997 bedient die Linie 3 diese Endstation. Durch die Verlängerung nach Stadtbergen hatte die Linie 1 nunmehr eine Linienlänge von 7,81 Kilometern. Über viele Jahre änderte sich nun an der Linienführung nichts mehr. Erst im Jahr 1977 wurde im Zuge des Königsplatzumbaus die Linie 1 aus der Bahnhofstraße genommen und in die Halderstraße verlegt. Auch die Haltestelle Hauptbahnhof wurde dorthin verlegt. In den Jahren 2012 bis 2013 ist nun wieder der Königsplatz umgebaut worden , und im Zuge des Gesamtprojektes wird auch die Haltestelle Hauptbahnhof in die Ebene minus 2 unter den Bahnhof verlegt. Augsburg bekommt also ein kleines Stück U-Bahn.
Zum 1. Januar 1983 tauschten die Linien 1 und 2 ihre Endstation, fortan fuhr die Linie 1 nach Göggingen, die Linie 2 fuhr nun nach Stadtbergen. Am 10. September 1994 wurde die Linie 1 in Lechhausen bis zum neuen Ostfriedhof verlängert, seitdem ist die dortige Wagenhalle ohne Gleisanschluss. In den nächsten Jahren ist noch eine weitere Verlängerung der Linie 1 bis zum Bahnhof Hochzoll geplant. Eine weitere Verlängerung nach Hochzoll-Süd wird derzeit diskutiert, aber es gibt bisher noch keinerlei Entscheidungen für dieses Vorhaben.
Linienweg der Linie 1 von 1947 bis 1983 (Grafik)
Linienweg der Linie 1 heute (Grafik)
Linie 1 |
Quellennachweis der gezeigten Bilder
Liniengrafiken: Walter König
Bild 001, 002, 005, 006, 007, 026: Heinz Landherr
Bild 010, 011, 012: Walter König
Bild 079, 080: Steffen Münzenberg
Bild 003, 004, 009, 013, 014, 015, 016, 018, 019, 020, 021, 022, 023, 024, 025, 027, 028, 029, 030, 031, 032, 033, 034, 035, 036, 037, 038, 039, 040, 041, 042, 043, 044, 045, 046, 047, 048, 049, 050, 051, 052, 053, 054, 055, 056, 057, 058, 059, 060, 061, 062, 064, 065, 066, 067, 068, 069, 070, 071, 072, 073, 074, 075, 076, 077, 078, 082, 083, 084: Sammlung FdAS
Bild 008: Jürgen Steinbrecher